Die Wurzeln des Controlling liegen bekanntlich im staatlichen Sektor und dank Dr. Frank-Jürgen Weise, seines Zeichens Vorsitzender des Vorstandes der Bundesagentur für Arbeit, kehrt das Controlling nun endlich in den staatlichen Sektor zurück. In herausragender rhetorischer Art und Weise präsentiert er als erster Redner des zweiten Congresstages die Einführung von Transparenz und Sprache des Controlling in der Agentur für Arbeit. Ganz im Sinne der Deyhlschen Konzeption, M.ethoden, O.rganisation, V.erhalten und E.instellungen insgesamt anzupassen, um Bewegung (move) in den Laden zu bringen, wurden in der BA Organisation und Prozesse ausgerichtet, einheitliche und vergleichbare Kennzahlensysteme eingeführt und Führungsgrundsätze angepackt. Der Hinweis, dass alle diese transparenten Zahlen auch im Internet auf den Agenturseiten einsehbar seien, wird bei mir nicht ungehört bleiben. Weises gut unterlegte Botschaften: „Wir messen, wir zählen, wir rechnen… Die Sprache der Organisation sind jetzt Zahlen geworden… Wir machen ein Leistungsversprechen… Wir haben noch nicht alles erreicht, aber wir sind auf dem Weg dahin.“ Klar die Erkenntnis, dass es gerade diese Transparenz ist, die auf der politischen Ebene zum Einfordern weiterer Einsparungen führen wird. Aber anders als bei manchen Unternehmensführern, die aus gerade dieser Gefahr heraus lieber keine Transparenz wollen, gewinne ich den Eindruck, dass die Bundesagentur unter dem Controller Weise diese Forderungen nicht fürchtet. Mit Beifall wird von mir und der Controllerschar der Wunsch Weises aufgenommen, dass doch auch das deutsche Gesundheitssystem (und vielleicht auch andere deutsche Behörden) mal so ein System gebrauchen könnte.

In der Pause erhalte ich als gewidmetes Buchgeschenk den neuen CONTROLLING-BERATER „Strategische Controlling-Instrumente“ mit Beiträgen meiner geschätzten Kollegen Herwig Friedag, Walter Schmidt, Lothar Kuhls und Uwe Techt und mache meine eigenen Ambitionen zum Schreiben beim Haufe Verlag öffentlich.

Später beeindruckt wie erwartet Professor Dr.-Ing. Rolf Hichert mit seinem Vortrag zu den Kosten der PowerPoint-Kultur. Da ich als Trainerin und Beraterin seit einigen Jahren und spätestens seit der Ausbildung zur Suggestopädin(DGSL) auf PowerPoint verzichte, habe ich gut lachen bei den vielen Demonstrationen der Unkultur der PPT-Folienschlachten. Dennoch beweist gerade der Vortrag, dass die Controller gut über sich selbst lachen können. Hoffentlich wird beim Lachen auch gelernt!

Hichert führt uns unter anderem eindrucksvoll vor Augen,
• dass Berichte, die nicht berichten, nur Statistiken heißen sollten,
• dass zwischen den Papier-Unterlagen und dem persönlichem Vortrag ein Delta hilfreich wäre,
• dass der Satz „Schick mir mal deine Präsentation rüber“ nur bedeuten darf „Komm mal vorbei“ und
• dass eine Botschaft mehr sein muss als 5 Anstriche, 3 Stufen oder ein erklärungsbedürftiges Schaubild von irgendwas.

Seine Forderung nach mehr Einheitlichkeit in der Darstellung, analog zu Streckenplänen der S-Bahn, Notationen in der Musik oder Architekturplänen, führt uns schon zum Mittagessen zu der Diskussion, ob nicht eine Arbeitsgruppe zur Erarbeitung eines einheitlichen Notationsstandards im ICV sinnvoll wäre.

Für mich notiere ich vor allem, das mein Weg die Controller im Rahmen der Kompetenzschulungen und des Coaching in Präsentations- und Visualisierungstechniken zu schulen (mit Geschichten, Bildern und freihändiges Darstellen am Flipchart) der richtige ist.

Den Abschluss des bemerkenswerten Vormittages bildet ein Jungster, der sich mit seinen knapp über 20 Jahren beeindruckend souverän vor das 600-Personen-Publikum stellt und uns emotional auf einen Trip zum Ultra-Trail du Mont Blanc mitnimmt. Tiefe Stille bei seinen Worten und den Bildern seiner Reise. Und Zustimmung zur Abschlussbotschaft, dass es vor allem das Herz ist, welches uns hilft alles zu erreichen.

Beim Mittagessen letzte Worte, Händeschütteln und noch einmal sympatische Worte von Herrn Dr. Deyhle höchst persönlich, bevor ich mich auf die Heimreise mache. Ein rundum gelungener Kongress mit zahlreichen Inspirationen und immer herzlich werdenden Kontakten. Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Kongress am 16. und 17. Mai 2011.